TLDs, die’s nicht mehr gibt
Oft hören wir von der Einführung neuer gTLDs, aber kaum jemanden verliert viele Worte darüber, wenn Domain-Endungen den Namespace verlassen oder inaktiv werden. Wir schon. Dieser Artikel erzählt von TLDs, die nicht mehr gehandelt werden.
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Simone Catania
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In diesem Artikel wollen wir uns aber nicht darauf fokussieren, welche als TLDs als nächstes kommen, sondern welche nicht mehr erhältlich sind. Wussten Sie, dass sehr viele TLDs gibt, die den Namespace verlassen haben – oder nicht mehr registrierbar sind? Für ccTLDs können die Gründe dafür in geopolitischen Änderungen liegen, bei den den new gTLDs gibt es eine Reihe von möglichen Gründen, warum diese nicht mehr am Markt erhältlich sind.
Die älteste TLD, die das DNS verlassen hat ist: .nato
Die North Atlantic Treaty Organization (NATO) wurde in 1949, nach WWII gegründet. Von den späten 80er bis Juli 1996 hatte sie ihre eigene TLD im Domain Name System (DNS).
Das Network Information Center (NIC) hat diese Domain-Endung für NATO erstellt, da zu der Zeit, keine TLD adäquat deren Status einer internationalen Organization reflektieren konnte. Ein paar Jahre später hat Paul Mockapetris, ein Networkdesigner des DNS, .nato.int als Endung der NATO vorgeschlagen.
Die gesponserte Top-Level-Domain (sTLD) kommt vom Wort international und ist für die staatenübergreifende Organisationen gedacht. Die NATO wechselte zu nato.int und war demnach die erste Organisation, die unter diesen Domain-Namen eine Domain registrierte. Die Top-Level-Domain .nato wurde im Juli 1996 gelöscht und wurde seitdem daher auch auch nicht mehr benutzt.
ccTLDs, man nicht mehr registrieren kann
Haben Sie jemals darüber nachgedacht, dass sich staatliche und geopolitische Stati und Veränderungen im Internet widerspiegeln? Im Laufe der Zeit, gab es viele politische Wenden und Veränderungen und ccTLDs sind sozusagen Zeitzeugen dieser Entwicklungen. Jeder Staat verfügt über einen länderspezifischen zweistelligen Code und eine Top-Level-Domain gemäß dem ISO 3166 Standard. Hier sind ein allerdings ein paar Beispiele von ccTLDs, die es nicht mehr gibt.
.dd — Deutsche Demokratische Republik
Nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde am 7. Oktober 1949, die Deutsche Demokratische Republik gegründet, mit Ost-Berlin als ihre Hauptstadt. Der DDR wurde von ISO 3166-1 alpha-2 hat die Buchstaben „dd“ zugeteilt, um den Ländercode zu repräsentieren. Jedoch hat die DDR sie nie zu ihren Root Name Server zugeteilt.
In der Zeit des Kalten Krieges mussten alle Änderungen innerhalb der Root Zone vom US Departement of Commerce zugelassen werden. So eine Art der Kooperation zwischen den verfeindeten Staaten war aber alles andere als einfach. Die ccTLD .dd wurde daher nur intern in einen abgetrennten Netzwerk zwischen die Universitäten von Jena und Dresden benutzt. In 1990 wurde die DDR Teil der Bundesrepublik Deutschland, welche die ccTLD .de betreibt und die heute, weltweit die am häufigsten registrierte ccTLD ist.
In 2022 haben die TLD .de und die Registry DENIC jeweils ihren 35. und 25. Jubiläum gefeiert. Lernen Sie mehr über die Erfolgsgeschichte der deutschen ccTLDs in unserem Artikel.
.cs – Die Tschechoslowakei
Die Tschechoslowakei wurde 1918 gegründet, nachdem es sich unabhängig von der Österreichisch-Ungarische Monarchie erklärte. Ihre ccTLD .cs wurde zwischen 1990 und 1991 eingeführt und etabliert. Im Oktober 1991 hat das Institut für Angewandte Kybernetik in Bratislava mit iac.cs die erste Domain unter .cs registriert.
Mit der Zersplitterung der Tschechoslowakei in zwei unabhängigen Staaten – in die Tschechische Republik und in die Slowakei – am 1. Januar 1993 wurde .cs überflüssig und eingestellt und dann im Januar 1995 komplett aus der Root Zone gelöscht. Die zwei neuen Nationen bekamen ihre eigenen ccTLDs zugewiesen: .cz und sk.
Im Juli 2002 wurde .cs allerdings als ccTLD für Serbien und Montenegro (Srbija i Crna Gora in Serbisch) wieder neu ins Leben gerufen. In 2006 teilte sich der Staat wieder in zwei neue Staaten und .cs erreichte endgültig das Expiry Date am 30. März 2010.
.yu – Jugoslawien
Die Sozialistische Föderative Republik von Jugoslawien (SFR) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 geboren und teilte sich in sechs Republiken (Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien und Slowenien) und zwei autonome Provinzen innerhalb Serbiens (Kosovo und Vojvodina) im Jahr 1992 aufgeteilt.
.yu wurde der SFR Jugoslawien am 15. Juni 1989 als ccTLD zugeteilt und sie wurde auch weiterhin von den Nachfolgestaaten genutzt, auch nachdem Jugoslawien selbst als Staatengebilde nicht mehr existierte.
Alle Domain-Namen unter der Endung .yu waren für juristische Personen wie Bundes- und Regierungseinrichtungen, Internetdienstanbieter und die serbisch-orthodoxe Kirche reserviert. Als sich die SFR Jugoslawien auflöste, erhielten Slowenien und Kroatien mit .si und.hr. ihre eigenen ccTLDs.
Jugoslawien wurde im Februar 2003 in Serbien-Montenegro umbenannt und erhielt die ccTLD .cs. Diese aus zwei Buchstaben bestehende ccTLD (früher der Tschechoslowakei zugeordnet) wurde nicht lange verwendet und .yu blieb die nationale De-facto-Domain.
Im Juli 2006 spaltete sich die Staatenunion in zwei autonome Staaten auf, und 2007 wurden für Serbien und Montenegro jeweils .rs und .me initiiert. Eine zweijährige Übergangsfrist begann, die die serbische Registry abgewickelte. Am 30. März 2010 wurde der Betrieb von .yu schließlich aufgegeben.
.oz – Australien
Die ccTLD Australiens hat auch eine ganz eigene Geschichte zu erzählen: In den frühen Tagen des Internets wurde .oz als nationale Domain-Endung für australische Websites verwendet. Obwohl die TLD .au bereits 1986 initiiert wurde, erhielt sie erst 2001 die endgültige Genehmigung der ICANN. Die ccTLD .au nahm am 1. Juli 2002 den Betrieb für Domain-Registrierungen auf, wobei die Non-Profit-Organisation .au Domain Administration (auDA) beaufsichtigt wurde. Alle Domains mit der historischen Endung .oz wurden in den .au-Namespace unter .oz.au migriert.
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.su – Die Sowjetunion
Bevor das zweistellige Buchstaben-Format für den Ländercode Standard wurde, wurde der Sowjetunion (UdSSR) die Erweiterung .ussr zugewiesen. Danach wurde ihr am 19. September 1990 die ccTLD .su zugewiesen. Obwohl die Sowjetunion vor mehr als 20 Jahren zusammenbrach, wurde .su nicht aus dem Namespace entfernt. Im Jahr 1994 erhielt Russland die Erweiterung .ru und bat ICANN, die „alte“ ccTLD beizubehalten. Heute verwaltet das Russische Institut für öffentliche Netzwerke (RIPN) immer noch 105.000 Domains unter .su.
.zr – Zaire
Der ccTLD .zr wurde 1996 für die Republik Zaire, einen 1971 gegründeten zentralafrikanischen Staat, eingeführt. Rund ein Jahr nach der Einführung der ccTLD wurde das Land in Demokratische Republik Kongo umbenannt. Die Registry gestaltete eine Übergangsphase, in der sie für die Registrierung von .cd warb und den .zr-Namespace sukzessiv leerte. Am 11. März 2001 wurde .zr endgültig aus der Root Zone gelöscht.
.tp – Osttimor
Am Dezember 1997 ordnete die IANA den Ländercode TP Osttimor, einem Inselstaat in Südostasien, zu. Die beiden Buchstaben beziehen sich auf Timor Português (Portugiesisch-Timor), da es eine ehemalige Kolonie Portugals war. Der Betrieb von .tp wurde von connect.ie, einem irischen ISP und den osttimoresischen Behörden übernommen. Mit der endgültigen Unabhängigkeitserklärung Osttimors im Jahr 2002 wurde der ISO-3166-1-Code für Timor-Leste in TL geändert. Alle Domains unter .tp erhielten automatisch die entsprechenden SLD unter .tl. Die ccTLD .tp wurde im Februar 2015 offiziell aus der Root Zone gelöscht.
Neue gTLDs können eingestellt und vom DNS entfernt werden
Laut dem new gTLD Registry Agreement können sowohl Registrys als auch die ICANN eine Entfernung von new gTLDs in die Wege leiten. Die ICANN kann um die Einstellung bitten, wenn der Betreiber der Registry die grundlegenden betrieblichen und sachlichen Vereinbarungen verstößt und nicht innerhalb der vorgeschriebenen Bearbeitungsfrist sofortige Lösungen findet.
Die Registry kann beschließen, den Vertrag mit der ICANN nach einer solchen Benachrichtigung zu kündigen. Das passiert öfter als man denkt! Zum Beispiel haben viele Firmen sich von ihren Marken TLDs über die letzten Jahren getrennt. Sobald ein Betreiber zurücktritt, entscheidet die ICANN, ob der TLD-Betrieb auf eine andere Registry übergeht oder ob die Endung aus der Root-Zone gelöscht wird. Wir werden einen Blick auf beide Fälle werfen.
Branded new gTLDs – eine Geschichte des Scheiterns?
Jahre nach der ersten new gTLD-Runde können wir jetzt rückblickend sagen, was gut lief – und was nicht funktionierte.
34% der ersten Anwärter für new gTLDS waren Brand TLDs, auch als .brand bekannt. Diese sind Erweiterungen die mit einem Trademark oder einen Firmenname korrespondieren. Es gibt viele Gründe die dafür sprechen, dass eine eigene Domain-Endung den Wert und Ruf von Marken steigern und so das Vertrauen von Kund:innen sich dadurch steigern kann.
Viele Marken ergriffen daher die Chance ihre eigenen digitalen Marken-Asset zu kriegen. Die Verwendung dieser new gTLDs hat sich jedoch im Laufe der Jahre nicht wirklich so etablieren können, wie zunächst gedacht. Viele Unternehmen haben letztendlich nie das Potenzial ihrer eigenen TLD erkannt und ausgeschöpft. Und die anfängliche Euphorie hat sich etwas gelegt.
Heute haben zahlreiche Unternehmen ihre Bewerbung für eine eigene Brand-TLD zurückgezogen und damit ihre Anfangsinvestition von 185.000 US-Dollar verloren. Aber warum? Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass sie keine spezifische Verwendung für die Domain als Markenbotschaften gefunden haben oder vielleicht die Wartungskosten zu hoch waren. Vielleicht mangelte es auch an Kreativität.
Das erste Unternehmen, das sich von seiner Marken-TLD trennte, war die koreanische Doosan Group im Jahr 2016. Ein weiteres Beispiel ist Johnson Shareholdings, Inc.
Das Unternehmen beantragte insgesamt acht eigene new gTLDs, nämlich .scjohnson, .rightathome, .raid, .glade, .off ,.duck und .afamilycompany. Im Januar 2022 gab die ICANN den Kündigungen statt.
Eine Reihe von globalen Marken trennten sich ebenfalls von ihrer .brand TLD. Einige der bekanntesten Beispiele sind:
- .mcdonalds – Die weltbekannte Fast-Food Firma es nie geschafft ihre Brand-TLD kreativ zu nutzen.
- .symantec – Die US Sicherheitsfirma erwarb eine Marken-TLD, die im Dezember 2015 in die Root Zone aufgenommen worden war. Der Vertrag wurde dann im September 2020 beendet.
- .intel – Die .brand des weltweit größten Produzent von Halbleitern und Chips war nicht lange live. Die gTLD wurde am Juli 2016 delegiert, aber nach vier Jahren hat die Firma die Löschung beantragt und der Betrieb endete im November 2020.
Die größten Firmen haben ihre eigene sehr wertvollen Domain-Namen, hauptsächlich unter .com. Wie benutzen die Top Marken Premium-Domains? Schauen wir’s uns im Artikel an.
Manche unbenutzten new gTLDs werden umbenannt
Werden diese unbenutzten new gTLDs von der Root Zone gelöscht? Das ist eher unwahrscheinlich, da sie umstrukturiert von anderen übernommen und so zu neuem Leben erweckt werden können. Dies war bei zwei .brands der Fall. Die Erweiterung .sbs wurde 2015 für die Australian Special Broadcasting Service Corporation erstellt und im April 2020 beendet.
Am 6. Mai 2021 gab die Registry ShortDot die Übernahme von .sbs als Abkürzung für „side by side“ bekannt. Das Register erwarb auch .cfd vom CFD-Anbieter IG Group Holdings plc. Von seiner ursprünglichen Bedeutung „contracts for difference trading“ wurde es nun für den Sektor „clothing, fashion and design“ umbenannt.
geoTLDs die du (jetzt) nicht registrieren kannst
ccTLDs, gTLDs, new gTLDs – wir haben sie alle! Entdecken Sie unsere TLD-Welt und finden Sie die passende TLD für Ihr Portoflio.
Die Erweiterung .doha, die darauf abzielte, Katars Hauptstadt im digitalen Namensraum zu fördern, konnte sich auch nicht lange halten. Sie wurde im März 2015 an die Root-Zone delegiert, aber der Staat Katar übermittelte im November 2018 ihren Antrag auf Löschung an die ICANN. Auch die ungarische Hauptstadt erwarb auch mit .budapest eine eigene geoTLD, aber sie wurde nie genutzt. Der TLD-Betreiber Minds+Machines Group Limited reichte eine Kündigung des Vertrages bei ICANN ein, die im April 2022 in Kraft trat.