Wer entwickelt die Internetstandards und -protokolle?
Ist das Internet nicht eine der bahnbrechendsten Erfindungen der Menschheit? Wir stellen Ihnen hier die Organisationen vor, welche die Online-Kommunikation überhaupt ermöglichen.
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Simone Catania
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Das Internet ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Reihe von Programmen und Regeln zwischen miteinander verbundenen Netzen. Daher überrascht es nicht, dass ein Computer, ein Router und ein Browser noch nicht ausreichen, um eine Internetverbindung herzustellen. Protokolle und Standards sind notwendig, um ein Netzwerk aufzubauen und die Kommunikation herzustellen. AuchDomains setzen sich aus strengen und genauen Protokollen zusammen, die ihre Funktionsweise gewährleisten.
Eins ist das Internet jedoch nicht – ein festgelegtes Projekt. Seit der Einführung ist das Internet in Bezug auf die globale Ausdehnung, Komplexität und Kapazität beträchtlich gewachsen. Hinter seinem Aufbau und Wachstum stehen akademische und technische Organisationen, die sich dem Entwurf von Standards und Protokollen widmen.
Warum ist man auf Internetprotokolle und -standards angewiesen?
Das Internet setzt sich aus miteinander verbundenen, nicht einheitlichen und unabhängigen Netzwerken zusammen. Damit die Zusammenarbeit der Netze gewährleistet werden kann, sind genau festgelegte Rahmenbedingungen erforderlich.
Um eine weltweite Verbindung zwischen Computern möglich zu machen, müssen Internet-Agenten vorbestimmte und vollständig spezifizierte Protokolle und Standards einhalten. Natürlich decken die unterschiedlichen Internet-Regelungen auch verschiedene Aufgabenbereiche ab: von der Funktionsweise bis zur Internetsicherheit, wie DNSSEC zum Schutz von DNS-Daten.
Protokolle müssen standardisiert werden, damit die Kompatibilität zwischen den unabhängig voneinander entwickelten Geräten und der mit dem Internet verbundenen Software gewährleistet werden kann.
Das wohl bekannteste Protokoll ist das Internetprotokoll (IP). Damit wird bestimmt, wie Daten gesendet und empfangen werden. Durch das Internetprotokoll wird garantiert, dass jedes Gerät im Netzwerk eine einmalige IP-Adresse erhält, um auf diese Weise schnell den Absender zu identifizieren. Tatsächlich handelt es sich beim Domain Name System (DNS) auch um eine Reihe von Protokollen und Standards, auch wenn dieses gewöhnlich nicht als Protokoll bezeichnet wird. Mit dem DNS werden lange numerische IP-Adressen technisch und präzise in benutzerfreundliche URLs und Domains umgewandelt.
Diese Organisationen sind an der Entwicklung von Internetprotokollen und -standards beteiligt
Seit der Entstehung des globalen Internets haben sich technische Experten, Akademiker und politische Entscheidungsträger zu Organisationen zusammengeschlossen, um die Interoperabilität des Internets zu gewährleisten. Sie bestimmen die Vorgaben für das Netz, wodurch eine geordnete und fehlerfreie Kommunikation innerhalb und zwischen Computersystemen ermöglicht wird.
Lernen Sie die Organisationen kennen, die dazu beitragen, die Protokolle und Standards des Internets zu entwerfen – ohne sie wäre ein unabhängiges, vernetztes und voll funktionsfähiges Internet undenkbar.
World Wide Web Consortium (W3C)
Viele der uns bekannten Internetstandards wie HTML, XHTML, CSS, XML und noch viele weitere sind von dem W3C beantragt, besprochen, festgelegt und formalisiert worden. Das World Wide Web Consortium wurde im Oktober 1994 vom „Vater“ des Webs, Tim Berners Lee, am MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Zusammenarbeit mit dem CERN gegründet. Zu den Aufgaben des W3C gehört es, das Leistungsvermögen des Internets voll auszuschöpfen und Protokolle und Standards zu schaffen, mit denen Technologien über Spezifikationen, Richtlinien, Anwendungen und Support-Programme unterstützt werden.
Das W3C umfasst etwa 439 Mitglieder (Stand: Juli 2021). Dazu gehören Amazon, Google, Telefongesellschaften wie die Deutsche Telekom, internationale Webdienste wie American Express, Regierungsbehörden, Organisationen wie die Mozilla Foundation, und Forschungsinstitute.
Zu den wichtigsten Aufgaben des WC3 gehören
- Die Gewährleistung eines allgemeinen Zugangs: Die Ressourcen des Webs müssen für jeden, unabhängig von der Hardware, Software, Netzwerk-Infrastruktur, Sprache, Kultur, vom Ort oder von physischen/geistigen Fähigkeiten, zugänglich sein. In diesem Sinne hat das W3C verschiedene Projekte entworfen, u. a. die WAI (Web Accessibility Initiative), in der die Regeln zur Erstellung zugänglicher Websites festgelegt sind.
- Das semantische Web: Mit der Einführung der Sprachen RDF, XML, XML-Schema und XML-Signature hat das Gremium die Grundlagen geschaffen, um die Auswertung und den Austausch von Daten zwischen Mensch und Maschine zu ermöglichen.
- Die Interoperabilität: Dieser Aspekt ist von besonderer Bedeutung, da Nutzern dadurch die Möglichkeit gegeben wird, den Softwarehersteller zu wählen und, durch die Verfügbarkeit der Anwendungen, das Internet uneingeschränkte nutzen zu können.
Internationale Fernmeldeunion – Standardisierungs-Sektor (ITU-T)
Der ITU-T (International Telecommunication Union – Telecommunication Standardization Bureau) ist der Standardisierungs-Sektor der Internationalen Fernmeldeunion mit Sitz in Genf (Schweiz) und befasst sich mit der Erarbeitung weltweiter Standards und Normen im Bereich der Telekommunikation (ICTs).
Die Gründung der ITU reicht zurück bis Napoleon III., als die französische Regierung internationale Gäste nach Paris einlud, um den weltweiten Telegrafendienst zu vereinfachen und zu regeln. Diese Organisation überwacht die technischen Standards in ihrem jeweiligen Fachbereich und stellt sicher, dass sie wirksam und pünktlich umgesetzt werden.
Die ITU-T-Normen werden als Empfehlungen herausgegeben, sind aber erst dann verbindlich, wenn sie gesetzlich verankert wurden. Da die ITU eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen ist, sind ihre Standards von größerem internationalem Gewicht als andere technische Vorschriften.
Ein Beispiel für eine ITU-T-Empfehlung wäre X.500, wobei X für den Buchstaben der Serie und 500 als Kennnummer steht. Die meisten Empfehlungen sind als PDF verfügbar und kostenfrei abrufbar. ITU-T ist das Gremium, das die Public Key Infrastructure (PKI) X.509 als Grundlage für TLS/SSL- und Code Signing-Zertifikate entwickelt hat.
Internet Architecture Board (IAB)
Das Internet Architecture Board (IAB) ist eine Organisation, die sowohl als Kommission der Internet Engineering Task Force (IETF) als auch als Beratungsgremium der Internet Society (ISOC) eingerichtet wurde.
Verantwortungsbereiche des IAB
- Technische Beratung der ISOC, da sie die Entwicklung der TCP/IP-Protokollsuite beaufsichtigt
- Verwaltung der Aktivitäten der IETF und des Verfahrens für Internetstandards
- Unterstützung von Wissenschaftlern in der Internet-Gemeinschaft
- Überwachung des RFC-Editors
- Verwaltung der Register der IETF-Protokollparameter
Die Agentur United States Department of Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) gründete im Jahre 1979 diese Organisation unter dem Namen Internet Configuration Control Board (ICCB). Dieses Gremium wurde 1983 zum Internet Activities Board umgebaut und mit Arbeitsgruppen ausgestattet, die sich mit verschiedenen technischen Gesichtspunkten des Internets befassten.
Im Januar 1992 wurde die Organisation im Zuge des Übergangs des Internets von einer US-Regierungseinrichtung zu einer internationalen, öffentlichen Einrichtung unter dem Schirm der ISOC in Internet Architecture Board umstrukturiert. Heute arbeitet das IAB u. a. mit ICANN an der Weiterentwicklung des DNS-Root-Systems.
Internet Society (ISOC)
Die Internet Society ist eine amerikanische gemeinnützige Organisation, die 1992 gegründet wurde, um den Entwicklungsprozess für Internetstandards zu fördern. Ihre Aufgabe besteht darin, „eine offene Entwicklung, Weiterentwicklung und Nutzung des Internets zugunsten aller Menschen weltweit zu ermöglichen“.
Die Verantwortlichen der ISOC arbeiten mit anderen Gruppen wie dem IAB und der IETF zusammen, um die Internetpolitik zu planen. Die ISOC bietet regelmäßige Treffen, Workshops und Konferenzen an, um das Bewusstsein für verschiedene internetbezogene Themen zu schärfen.
Internet Engineering Task Force (IETF)
Die Internet Engineering Task Force (IETF) ist eine Einrichtung der Internet Engineering Steering Group (IESG). Sie umfasst verschiedene Arbeitsgruppen, die sich mit einem bestimmten technischen Problem und vorübergehenden Schwierigkeiten bei der Standardisierung befassen.
Die IETF nimmt Entscheidungen der Arbeitsgruppen entgegen, ermittelt betriebliche Probleme des Internets, schlägt Lösungen vor und entwickelt und überprüft die Standards. Die IETF verfügt über die technische Kompetenz, Input aus sämtlichen Quellen zu sammeln und diesen als Richtlinie in der Netztechnik umzusetzen.
Internet Research Task Force (IRTF)
Die Internet Research Task Force ist eine selbstorganisierte Arbeitsgruppe. Sie befasst sich mit langfristigen Forschungsfragen zur Entwicklung von Internetprotokollen, Anwendungen, Architektur und Technologie. Im Gegensatz zu anderen Organisationen wird die IRTF nicht von Vertretern, sondern von unterschiedlichen Mitwirkenden geleitet.
Der Workshop von ACM/IRTF für angewandte Netzwerkforschung (ACM/IRTF Applied Networking Research Workshop) und der Preis für angewandte Netzwerkforschung (Applied Networking Research Prize) werden von der IRTF verliehen, um die Zusammenarbeit zwischen der akademischen Forschungswelt und der Gemeinschaft für Internetstandards zu fördern.
Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE)
Das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE – oft als I und dreifaches E gesprochen) widmet sich dem Maschinenbau und der Elektrotechnik. Das Institut wurde 1963 gegründet und ist aus dem American Institute of Electrical Engineers und dem Institute of Radio Engineers hervorgegangen. Mit mehr als 423.000 Mitgliedern ist es weltweit der größte Verband technischer Fachleute.
Heute werden über 30% der Weltliteratur im Bereich der Elektrotechnik und Elektronik, einschließlich der Informatik und verwandter Gebiete, vom IEEE veröffentlicht. Seit 1997 veröffentlicht das Institut die von Fachleuten begutachtete Zeitschrift IEEE Internet Computing, die sich mit allen aufkommenden und ausgereiften Internettechnologien befasst.
Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN)
Die Organisation Internet Corporation for Assigned Names and Numbers wurde 1988 in Kalifornien gegründet, um die Betriebsstabilität des Internets, insbesondere des DNS, zu gewährleisten. Es handelt sich um eine technische Koordinierungs- und Regulierungsstelle. Die ICANN koordiniert und führt mehrere Datenbanken, welche sich auf die Namens- und numerischen Räume des Internets beziehen.
Durch die Vergabe von Adressblöcken an regionale Internet-Register wurden über diese Organisation die neuen gTLDs eingeführt und die Internetprotokoll-Adressräume für IPv4 und IPv6 integriert.
Internet Assigned Numbers Authority (IANA)
Die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) koordiniert das DNS, die IP-Adressen und andere Internetprotokoll-Ressourcen. Alle Domain-Namen und IP-Adressen werden von IANA vergeben. Die Organisation wurde Anfang der 70er Jahre unter der Leitung von John Postel, einem der Gründerväter des DNS, ins Leben gerufen und ist heute eine Tochterorganisation der ICANN.