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Interview in
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It’s all about domains… Charlotte Spencer (WIPO)

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Wenn Domains zum Konfliktfeld für Markenrechte werden, bietet die UDRP eine etablierte, globale Lösung zum Schutz digitaler Identitäten und zur effizienten Klärung von Markenstreitigkeiten im Online-Umfeld.

Published by

Author

Simone Catania

Date

28.07.2025

Ein Domain-Name ist heute weit mehr als nur eine digitale Adresse – er bildet das Fundament der Markenidentität und bestimmt maßgeblich, wie ein Unternehmen online gefunden und wiedererkannt wird. Gleichzeitig kann die globale Reichweite des Internets zu Konflikten führen, etwa durch strittige Domainregistrierungen oder überschneidende Marken- und Namensrechte in unterschiedlichen Jurisdiktionen. Solche Streitigkeiten gefährden nicht nur die Kontrolle über wichtige Domains, sondern auch die Integrität und das Ansehen einer Marke.

Hier greift die Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy (UDRP) – ein international etabliertes Verfahren zur effizienten, außergerichtlichen Beilegung von Domainstreitigkeiten. Die UDRP wird von der World Intellectual Property Organization (WIPO), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen, administriert. Sie bietet Rechteinhabern eine strukturierte Möglichkeit, markenbezogene Konflikte im Domain-Umfeld schnell und rechtssicher zu klären. Doch wie unterstützt die WIPO Unternehmen konkret dabei, sich in diesem komplexen Spannungsfeld aus Markenrecht, digitaler Infrastruktur und internationalem Regelwerk zurechtzufinden?

Um diese Frage zu beantworten, freuen wir uns, Ihnen exklusive Einblicke von Charlotte Spencer zu präsentieren – Senior Legal Officer in der Abteilung für Internet-Streitbeilegung bei der WIPO und eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet von Domainstreitigkeiten. Mit einem akademischen Hintergrund im europäischen Recht und über 17 Jahren Erfahrung bei der WIPO hat Charlotte maßgeblich an der Entwicklung von Regelwerken mitgewirkt, die Fairness und Ausgewogenheit in Domainkonflikten gewährleisten.

Heute leitet sie ein Team juristischer Fallmanager:innen, das für die Bearbeitung von Streitfällen sowie für die Beratung in Bezug auf ccTLD-Policy-Fragen und Datenschutzkonformität verantwortlich ist. Gleichzeitig treibt sie internationale Kooperationen voran, um Domains und Marken weltweit nachhaltig zu schützen.

In unserem Gespräch teilt Charlotte praxisnahe Einblicke, wie Unternehmen ihre Domains als Markenwerte effektiv absichern können. Tauchen wir ein!

1 Was ist die UDRP und wie hilft sie bei der Lösung von Streitigkeiten rund um Domains und Marken?

Die Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy (UDRP) ist ein international anerkanntes Regelwerk, das von ICANN entwickelt wurde, um Streitigkeiten zwischen Domain-Namen und Marken effizient und fair zu klären. Ursprünglich konzipiert zur Bekämpfung von Cybersquatting und missbräuchlichen Domain-Registrierungen, stellt die UDRP eine praxistaugliche Alternative zu oft langwierigen und kostenintensiven Gerichtsverfahren dar – und ist damit ein unverzichtbares Instrument für Unternehmen, die ihre digitale Markenpräsenz schützen möchten.

Im Kern handelt es sich bei der UDRP um ein administratives  Streitbeilegungsverfahren, das Bestandteil des Domain-Registrierungsvertrags ist. Ihre Anwendung ist verpflichtend für alle generischen Top-Level-Domains (gTLDs) wie .com oder .net, ebenso für neue gTLDs sowie zahlreiche länderspezifische Domains (ccTLDs) wie .co, .ai, and .tv. Durch diesen internationalen Geltungsbereich ist die UDRP in der Lage, eine Vielzahl von Fällen – unabhängig von nationalen Gerichtsbarkeiten – zu erfassen. Domain-Inhaber, die einer solchen Registrierung zustimmen, akzeptieren damit automatisch auch die Geltung der UDRP, was die Streitbeilegung erheblich vereinfacht.

Darüber hinaus arbeitet WIPO eng mit ccTLD-Registrys weltweit zusammen, um angepasste, lokal ausgerichtete Varianten der UDRP zu entwickeln – und steigert so deren Reichweite und Wirksamkeit nochmals deutlich.

Was ist ein Domainstreitfall?

Ein Domainstreitfall entsteht, wenn zwei oder mehr Parteien Ansprüche auf denselben Domain-Namen erheben – sei es aufgrund von Markenkonflikten, ähnlichen Domainregistrierungen oder Fällen von Cybersquatting. Solche Streitigkeiten werden entweder gerichtlich oder – weitaus häufiger – über strukturierte Verfahren wie die UDRP beigelegt.

Fälle, die im Rahmen der UDRP eingereicht werden, werden von unabhängigen, neutralen Domain-Expert:innen geprüft, die auf Basis der eingereichten Beweise verbindliche Entscheidungen treffen. Die häufigste Maßnahme: die Übertragung des strittigen Domain-Namens an den legitimen Markeninhaber. Die Umsetzung erfolgt durch die zuständigen Registrare.

Zwar steht es den Parteien offen, den Rechtsweg über nationale Gerichte zu beschreiten, doch tatsächlich wird nur ein sehr geringer Anteil der UDRP-Fälle weiterverfolgt – ein deutlicher Beleg für die Verlässlichkeit und Akzeptanz dieses Verfahrens. Für Unternehmen, die sich mit Herausforderungen im Bereich Marken- und Domainrecht konfrontiert sehen, ist die UDRP ein zentrales Element des digitalen Markenschutzes: schnell, effizient und international durchsetzbar.

2 Warum wurde die UDRP entwickelt und welche Rolle spielt die WIPO bei ihrer Entstehung und Umsetzung?

Ende der 1990er-Jahre verzeichnete das Internet ein explosionsartiges Wachstum, begleitet vom Aufkommen und der raschen Ausweitung des Domain Name Systems (DNS). Diese neue digitale Landscape brachte neuartige Herausforderungen für den Schutz geistigen Eigentums mit sich – insbesondere im Bereich der Markenrechte. Ein zunehmendes Problem war das Cybersquatting: Dabei registrierten Personen Domain-Namen, die bekannten Marken entsprachen, mit dem Ziel der missbräuchlichen Weiterveräußerung oder anderweitigen Nutzung. Dieses Phänomen entwickelte sich rasch zu einer globalen Belastung. Es war offensichtlich, dass derartige Markenrechtsverletzungen nicht allein auf nationaler Ebene gelöst werden konnten – sie erforderten einen internationalen Lösungsansatz.

Die WIPO spielte dabei eine zentrale Rolle: Als federführende Institution brachte sie ihre Expertise im Bereich geistiges Eigentum ein und arbeitete aktiv an der Gestaltung und Implementierung der UDRP mit. Bis heute ist sie eine der wichtigsten Schlichtungsstellen für Domainstreitigkeiten weltweit.

WIPO wurde zu einem Wegbereiter bei der Lösung dieses aufkommenden digitalen Problems. Nach umfassenden internationalen Konsultationen – bekannt als derFirst WIPO Internet Domain Name Process”— sprach WIPO eine wegweisende Empfehlung aus: die Schaffung der Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy (UDRP). Im Jahr 1999 übernahm ICANN diese Empfehlung und verabschiedete die UDRP, womit der Grundstein für den heutigen internationalen Standard zur Beilegung von Domainstreitigkeiten gelegt wurde.

Doch WIPO beließ es nicht dabei. Die Organisation wurde als erste offizielle Streitbeilegungsstelle für UDRP-Fälle benannt und entwickelte sich zum weltweit führenden Anbieter im Bereich der Domainrückführung. Dabei beschränkt sich WIPOs Rolle nicht nur auf die administrative Abwicklung von Streitfällen – vielmehr übernimmt sie auch eine aktive Verantwortung dafür, dass sich die UDRP kontinuierlich weiterentwickelt und dabei einheitlich sowie fair angewendet wird.

Was ist die WIPO?

Die World Intellectual Property Organization (WIPO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit dem Auftrag, den Schutz geistiger Eigentumsrechte weltweit zu stärken und zu sichern. Gegründet im Jahr 1967 und mit Sitz in Genf, Schweiz, bietet die WIPO einen internationalen Rahmen für den Schutz von Patenten, Marken, Urheberrechten – und auch von Domain-Namen. Dabei ist sie weit mehr als nur eine Verwaltungsstelle: Die WIPO fungiert als zentrale Anlaufstelle für Innovation und kreatives Schaffen. Sie bietet unter anderem Streitbeilegungsverfahren wie die UDRP, fördert die internationale Harmonisierung im IP-Bereich und unterstützt Unternehmen wie Kreative mit fachlicher Expertise.

Die Arbeit der WIPO durchdringt nahezu alle Bereiche der digitalen und kreativen Wirtschaft – mit dem Ziel, dass Ideen sich entfalten können, während Rechte gewahrt bleiben.

3 Wie hängen geistige Eigentumsrechte, Domain-Namen und Streitigkeiten zusammen?

Beginnen wir mit den Grundlagen: Domain-Namen sind einzigartige Kennzeichen in der Online-Welt und bilden die Grundlage dafür, wie Nutzer sich im Internet zurechtfinden. Der Registrierungsprozess für Domain-Namen erfolgt jedoch nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Die Registrierungsgebühren liegen oft nur bei wenigen Dollar, und es gibt keine Überprüfung der Identität des Anmelders oder seines Verwendungszwecks.

Diese einfache Zugänglichkeit eröffnet Möglichkeiten für missbräuchliche Nutzung. Für Markeninhaber stellt dies eine erhebliche Herausforderung dar: Sie können nicht verhindern, dass Dritte Domains registrieren, die ihre geschützten Marken enthalten, wodurch ihre Marke anfällig für Verletzungen und Ausbeutung wird.

Grundsätzlich sind Domain-Inhaber dafür verantwortlich sicherzustellen, dass ihr gewählter Domain-Name keine Markenrechte Dritter verletzt. In der Praxis wird dieser Verantwortung jedoch häufig nicht ausreichend nachgekommen, was zu Streitigkeiten führt. Wenn ein Unternehmen es versäumt, eine für seine Marke wichtige Domain zu sichern oder rechtsverletzende Domains nicht verfolgt, kann dies zu einer Umleitung von Webtraffic führen – teilweise auch zu betrügerischen Zwecken wie Phishing-Angriffen – und somit sowohl den Ruf als auch die finanzielle Situation des Markeninhabers erheblich schädigen.

Was ist Cybersquatting?

Cybersquatting, auch bekannt als Domain Squatting, bezeichnet die Praxis, einen Domain-Namen zu registrieren, zu handeln oder zu nutzen, um von der Marke, dem Ruf oder dem guten Willen eines legitimen Unternehmens zu profitieren. Diese Registranten handeln in der Regel in missbräuchlicher Absicht und zielen häufig auf bekannte Marken oder Unternehmen ab, in der Hoffnung, die Domain zu einem überhöhten Preis an den rechtmäßigen Inhaber zurückzuverkaufen oder sie für betrügerische Zwecke wie Phishing, den Verkauf von Fälschungen oder Identitätsmissbrauch zu verwenden.

Die Absicht ist dabei entscheidend: Cybersquatter nutzen das Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ im Domainregistrierungsprozess aus, um Kontrolle über Domains zu erlangen, die eigentlich Marken oder Markeninhabern gehören. Ihre Motive reichen von der Bereitstellung von nicht zusammenhängenden Inhalten wie Glücksspielseiten bis hin zu betrügerischem Verhalten, etwa der Nachahmung des Markeninhabers zur Versendung von Phishing-E-Mails oder zur Täuschung von Verbrauchern. Weitere häufige Verstöße umfassen den Verkauf von Fälschungen oder den unerlaubten Wiederverkauf unter dem Anschein von Legitimität.

Diese Schnittstelle zwischen geistigen Eigentumsrechten und Domainregistrierung ist ein entscheidender Bereich, den Unternehmen verstehen und proaktiv angehen müssen. Den eigenen Markenschutz im digitalen Raum sicherzustellen, bedeutet nicht nur, die richtigen Domains zu besitzen – es erfordert auch Wachsamkeit gegenüber missbräuchlichen Akteuren und das Wissen um geeignete Reaktionsmöglichkeiten.

Eine der bedeutendsten Leistungen der WIPO ist der WIPO Overview 3.0, eine umfassende Online-Ressource, die zentrale Trends und einheitliche Sichtweisen aus UDRP-Entscheidungen von Schiedsstellen zusammenfasst. Dieses viel genutzte Werkzeug ist zu einem unverzichtbaren Leitfaden für Domain-Expert:innen und Markeninhaber geworden. 

AspektDomain-NamenMarken
DefinitionEindeutige Kennzeichen für Websites (z.B. www.internetx.com), die auf eine Online-Adresse hinweisen.Rechtlicher Schutz für Wörter, Logos, Symbole oder Phrasen, die Waren oder Dienstleistungen unterscheiden.
RegistrierungsprozessRegistriert über Domain- Registrar/Reseller nach dem Prinzip „First come, first served“.Registriert bei staatlichen IP-Ämtern (z.B. USPTO, EUIPO) nach dem Nachweis von Unterscheidungskraft und Nutzung.
SchutzumfangGlobal, jedoch auf die Online-Adresse mit der jeweiligen Endung (z.B. „.de,“ „.online“) beschränkt.Umfassender als Domains – schützt die Nutzung in bestimmten Branchen und Regionen basierend auf der Markenregistrierung.
Kosten In der Regel kostengünstig (einige Euro pro Jahr), dadurch für die meisten Unternehmen und Privatpersonen zugänglich.Höhere Kosten durch Anmeldegebühren, rechtliche Unterstützung und laufende Pflege, bietet dafür jedoch einen starken Schutz.
KonfliktlösungStreitigkeiten werden über Verfahren wie die UDRP geregelt.Konflikte werden vor Gerichten oder durch markenspezifische Behörden geklärt.
EigentumszweckHauptsächlich zur Bereitstellung einer digitalen Adresse für Unternehmen und Organisationen genutzt.Dient dem Schutz der Markenidentität und verhindert, dass andere den Ruf für unlauteren Wettbewerb ausnutzen.
Herausforderungen Anfällig für Missbrauch, wie Cybersquatting oder Sicherheitsbedrohungen im Domain-Bereich.Eine Markenrechtsverletzung liegt vor, wenn ähnliche Marken so verwendet werden, dass Verbraucher verwirrt werden.
Wesentliche ÜberschneidungenMarken können im Domain-Umfeld verteidigt werden, wenn eine Domain in geschützte Markenrechte eingreift.Domains ergänzen häufig Marken und sind ein wichtiger Bestandteil der umfassenderen Markenidentität.

4 Was sind die wichtigsten Kriterien, die in der UDRP festgelegt sind und bestimmen, ob ein Domain-Name die Rechte eines Markeninhabers verletzt?

Um eine Beschwerde nach der UDRP erfolgreich durchzusetzen, müssen drei wesentliche und kumulative Kriterien erfüllt sein. Lassen Sie uns diese im Einzelnen betrachten:

  1. Markeninhaberschaft und Ähnlichkeit 

Der Beschwerdeführer muss zunächst seine Rechte an einer Marke nachweisen und darlegen, dass der streitige Domain-Name entweder identisch oder „verwechslungsfähig ähnlich“ mit dieser Marke ist. Während ein eingetragenes Markenzeichen diesen Schritt erleichtern kann, ist eine Registrierung nicht zwingend erforderlich. Mit geeigneten Beweisen können auch nicht eingetragene Marken die Grundlage für eine UDRP-Beschwerde bilden, sofern der Beschwerdeführer nachweisen kann, dass die nicht eingetragene Marke durch fortwährende Nutzung im Handel eine Unterscheidungskraft erlangt hat. In Fällen, die nicht eingetragene Marken betreffen, sollten spezifische Nachweise – wie dokumentierte Nutzung und Anerkennung am Markt – vorgelegt werden, um den Anspruch zu untermauern.

  1. Fehlende Rechte oder berechtigte Interessen

Als Nächstes muss der Beschwerdeführer nachweisen, dass der Inhaber der Domain keine legitimen Rechte oder berechtigten Interessen an dem Domain-Namen besitzt. Das bedeutet, es muss gezeigt werden, dass der Domain-Inhaber den Namen nicht im Zusammenhang mit legitimen Geschäftstätigkeiten nutzt, unter diesem Domain-Namen nicht allgemein bekannt ist und keine faire oder nicht-kommerzielle Nutzung des Domain-Namens vornimmt. Im Wesentlichen darf der Antragsgegner keinen vernünftigen Anspruch haben, der seinen Besitz der Domain rechtfertigt.

  1. Registrierung und Nutzung in missbräuchlicher Absicht 

Das dritte und oft schwierigste Kriterium ist der Nachweis, dass der Domain-Name sowohl missbräuchlich registriert wurde als auch missbräuchlich genutzt wird. Dabei muss gezeigt werden, dass die Absicht besteht, den Domain-Namen zum Nachteil des Markeninhabers auszunutzen. Beispiele für eine missbräuchliche Absicht sind etwa der Versuch, den Domain-Namen zu einem überhöhten Preis an den Markeninhaber zu verkaufen, die Umleitung von Nutzern zu konkurrierenden Angeboten oder die Nutzung der Domain, um den Markeninhaber irrezuführen oder dessen Ruf zu schädigen. Diese doppelte Voraussetzung – missbräuchliche Absicht bei Registrierung und Nutzung – stellt für Beschwerdeführer häufig die größte Herausforderung dar, da eindeutige Beweise unerlässlich sind.

5 Welche aktuellen Statistiken geben Aufschluss über die Anzahl der von der WIPO bearbeiteten UDRP-Fälle? Gibt er erkennbare Trends hinsichtlich der Branchen oder Verhaltensweisen im Zusammenhang mit strittigen Domains?

Die UDRP-Fälle bei der WIPO liefern spannende Einblicke. Seit Dezember 1999 hat die WIPO über 77.000 Domainstreitigkeiten verwaltet und dabei weltweit etwa 110.000 Domains zurückgewonnen. Diese Zahlen zeigen, dass die UDRP weiterhin eine zentrale Rolle beim Schutz von Markenrechten im Internet spielt.

Im Jahr 2024 zeigt sich zudem keine Abnahme dieses Trends. Laut dem WIPO Domain Name Report 2024, wurden 6.168 Beschwerden bearbeitet – das ist der zweithöchste Jahreswert seit Beginn der Aufzeichnungen. Dies unterstreicht nicht nur die Relevanz, sondern auch die zunehmende Notwendigkeit der UDRP für Unternehmen, die ihre Online-Identität in einem zunehmend wettbewerbsintensiven und häufig irreführenden Domain-Umfeld schützen wollen.

Markeninhaber kommen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Branchen, was die weitreichenden Auswirkungen von Domainrechtsverletzungen widerspiegelt.

Über die schiere Anzahl der Fälle hinaus sind insbesondere die Muster missbräuchlicher Domainaktivitäten bemerkenswert. Mehrere zentrale Problembereiche treiben weiterhin Streitigkeiten voran:

  • Produktfälschung: Produktfälschungen stellen eine anhaltende Herausforderung dar, insbesondere in Branchen wie Mode und Pharma, in denen sowohl der Markenruf als auch die öffentliche Sicherheit auf dem Spiel stehen. Betrüger nutzen oft Domain-Namen, um legitime Unternehmen zu imitieren, gefälschte Waren zu verkaufen oder nicht zugelassene Medikamente zu vertreiben.
  • Phishing-Angriffe: Der Bank- und Finanzsektor ist ständig Bedrohungen durch Phishing-Angriffe ausgesetzt – eine Praxis, bei der strittige Domains verwendet werden, um Nutzer dazu zu verleiten, vertrauliche Finanzinformationen preiszugeben.
  • Betrügerische Aktivitäten: Betrug geht über Phishing hinaus und umfasst Taktiken wie die Nachahmung legitimer Unternehmen oder deren Geschäftspartner, um gefälschte Rechnungen zu erstellen, vertrauliche Mitarbeiterdaten durch HR-Scams zu erlangen oder sogar Zahlungen umzuleiten. Diese Betrugsmaschen treten zunehmend in verschiedenen Branchen auf, da die Täter ihre Methoden immer weiter verfeinern.

6 Welche praktischen Schritte können Organisationen unternehmen, um Streitigkeiten zu vermeiden und den Schutz ihres geistigen Eigentums sicherzustellen?

Der Schutz Ihres Domain-Namens sollte ein zentraler Bestandteil Ihrer Markenstrategie sein. Durch proaktives Vorgehen können Sie Ihre Domain-Namen und Markenrechte online schützen, das Risiko von Streitigkeiten minimieren und Ihre Marke im digitalen Raum stärken.

  1. Frühzeitig und strategisch registrieren

Eine der besten Präventivmaßnahmen ist die frühzeitige Registrierung Ihrer Domain-Namen – idealerweise zeitgleich mit der Unternehmensgründung und der Sicherung Ihrer Marke. Dieser proaktive Ansatz verhindert spätere Komplikationen und schließt opportunistische Dritte aus, die versuchen könnten, Lücken in der Online-Präsenz Ihrer Marke auszunutzen.

  1. Überwachen und wachsam bleiben 

Eine kontinuierliche Überwachung der Online-Darstellung Ihrer Marke ist entscheidend. Nutzen Sie Monitoring-Tools, um Missbrauch Ihrer Marke zu erkennen, etwa Domainregistrierungen, die Ihre Identität nachahmen oder verletzen. Eine frühzeitige Erkennung solcher Probleme ermöglicht eine schnelle Reaktion, bevor sich die Situation verschärft.

  1. Domain-Strategie entwickeln 

Eine durchdachte Multi-Domain-Strategie kann Ihrer Organisation langfristig viel Ärger ersparen. Einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen, wie die Registrierung von Domains auf den Firmennamen anstatt auf einzelne Mitarbeiter, stellen sicher, dass die Kontrolle über die Domains in den Händen Ihres Unternehmens bleibt.

  1. Ein starkes Domain-Portfolio aufbauen 

Der Aufbau eines Domain-Portfolios, das Ihre Marke über relevante gTLDs und ccTLDs hinweg abbildet, ist essenziell. So stärken Sie nicht nur Ihre globale Reichweite, sondern sichern sich auch eine dominante Präsenz in wichtigen Zielmärkten. Ein strategisch aufgebautes Portfolio sorgt dafür, dass Ihre digitale Präsenz breit aufgestellt, abgesichert und auf Ihre Geschäftsziele ausgerichtet ist.

  1. Bei Streitfällen auf die WIPO setzen 

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen können Streitfälle auftreten. In solchen Fällen bietet die WIPO mit ihren Domainstreitbeilegungsdiensten eine schnelle, kosteneffiziente und international anerkannte Möglichkeit, rechtsverletzende Domains – etwa im Rahmen der UDRP – zurückzuerlangen.

Wenn Sie mit einem Streitfall konfrontiert sind, stehen Ihnen die Domain Services der WIPO als verlässliche, effiziente und kostengünstige Lösung zur Verfügung, um Ihre Rechte durchzusetzen und die betreffende Domain zurückzuerlangen.

Die Erkennung von Domain-Betrug ist äußerst forschungs- und kostenintensiv. Mit den Trademark Research Services in AutoDNS ist es nun erstmals möglich, potenzielle Markenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Domains automatisch zu erkennen und zeitnah rechtliche Schritte einzuleiten.

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